Wenn Mike Grimsehl früher ein Werkzeug suchte, raufte er sich schon mal die Haare: In den Schubläden seiner Abteilung lag alles wild durcheinander. Um einen bestimmten Inbus-Schlüssel zu finden, konnte es schon mal dauern.
Heute ist alles aufgeräumt – und statt eines ganzen Satzes von Schlüsseln, den man nie benötigte, liegen jetzt nur noch die Größen parat, die an diesem Arbeitsplatz zum Einsatz kommen. Was das mit Lean Management zu tun hat? Alles! Denn auch die Arbeitsplatzgestaltung gehört zu den Bereichen, die permanent auf ihre Effektivität untersucht werden. Mike Grimsehl, bis November 2011 Schichtführer CNC und seitdem mit Stefan Gil für die Umsetzung von Lean Management bei HEROSE zuständig: „Bei der Arbeitsplatzgestaltung kommen die sogenannten 5S zur Geltung: sortieren, setzen (anordnen), säubern, standardisieren, sich selbst disziplinieren.“ Werden sie konsequent angewandt, dann ist ein Ziel erreicht: Arbeitsabläufe zu optimieren, Zeit und Kosten einzusparen – ohne von den Mitarbeitern Unzumutbares zu verlangen.
Ursprung in der japanischen Autoindustrie
Wohl kaum ein Begriff war in den vergangenen Jahren so umstritten wie der des “Lean Managements“ („schlankes Management“). Wikipedia definiert ihn wie folgt: „Er bezeichnet die Gesamtheit der Denkprinzipien, Methoden und Verfahrensweisen zur effizienteren Gestaltung der gesamten Wertschöpfungskette industrieller Güter.“
Seit rund drei Jahren beleuchtet auch HEROSE seine Geschäftsabläufe nach dem Prinzip, das seinen Ursprung in den Nachkriegsjahren des Zweiten Weltkrieges bei Toyota hatte. Viele bei HEROSE betrachteten Lean Management zunächst mit einer gehörigen Portion Skepsis. Stefan Gil, verantwortlich für die Lean-Management-Umsetzung bei HEROSE, hat aber festgestellt, dass die Akzeptanz in der Belegschaft weiter zunimmt. Und das muss auch so sein. Denn ohne die aktive Mithilfe jedes Einzelnen ist Lean Management zum Scheitern verurteilt. Gil: „Die Kollegen haben erkannt, dass Lean Management nicht nur ihre Arbeit erleichtert – wie durch die 5S –, sondern ihren Job auch sicherer macht. Denn nur wenn wir bei HEROSE fit sind für eine Zukunft, in der die Konjunkturzyklen immer kürzer werden und mehr und mehr Flexibilität verlangt wird, bleiben uns die Kunden treu.“
Neben 5S existieren weitere Werkzeuge des Lean Managements, so z. B. das „Wertstromdesign“ zur durchgängigen Prozessvisualisierung und -optimierung. Stefan Gil: „Durch kontinuierlichen Materialfluss, optimale Materialbereitstellung und Logistik sowie eine flexible Ausbildung der Mitarbeiter verringern wir die Durchlaufzeit eines Produktes erheblich. Möglich sind laut Theorie bis weit über 75 Prozent, wir sind zurzeit schätzungsweise bei 20 Prozent. Um die Lieferprobleme, die 2010 und 2011 aufgetreten sind, künftig besser abzufangen, arbeiten wir derzeit konzentriert an der Ableitung von geeigneten Maßnahmen und Werkzeugen.“
Nächster Schwerpunkt bei der Optimierung ist das Auftragsmanagement, später sollen der Entwicklungsbereich und alle administrativen Bereiche folgen. Stefan Gil und Mike Grimsehl, die durch eine externe Unternehmensberatung unterstützt werden, sind sich sicher, dass es noch einige Jahre dauern wird, bis alle gängigen Lean-Methoden und Werkzeuge implementiert sind. Aber auch danach darf niemand die Hände in den Schoß legen. Stefan Gil: „Wir haben es mit einem Prozess zu tun, der nie enden darf, der Unternehmenskultur werden muss. Denn nur wer ständig an seiner kontinuierlichen Verbesserung arbeitet, hat auch künftig eine Chance im weltweit immer härter werdenden Konkurrenzkampf!“
Foto oben: Carsten Wurr